Gestern wurde ich bei der Arbeit als Faschist betitelt.
Das kam nämlich so: Ein Kunde ungefähr meines Alters kaufte ein paar DVDs, bezahlte und meinte dann, er hätte noch eine Frage. Ob es denn Not täte, einen Film von Leni Riefenstahl zu verkaufen. Das wäre seiner Meinung nach nicht nur umstritten, sondern schlichtweg faschistisch.
Ich wusste bis dahin gar nicht, dass wir grad was von ihr im Laden haben und sagte ihm, dass ich den Film nicht angekauft hätte und er ihn ja nicht kaufen müsste, wenn es ihm nicht passt. Daraufhin war ich dann ein Faschist. Na super. (Ich weiß schon, dass meine Antwort ein bisschen doof war so, aber hey, ich seh es wirklich nicht ein, solche Themen während der Arbeit mit Fremden zu diskutieren...)
Mir ist Riefenstahls Umstrittenheit oder geschichtliche Brisanz durchaus bekannt und um ehrlich zu sein verwundert es mich schon ein wenig, dass wir im Laden einerseits die Böhsen Onkelz boykottieren und dann aber Leni Riefenstahl verkaufen (Wobei das jetzt auch blöd klingt, wir haben ja nun auch keine Riefenstahl-Ecke oder so), aber einerseits bin ich da nicht in der Position, das zu entscheiden und andererseits bin ich auch ein ganz entschiedener Gegner von diesem "Ohgott, alles, was auch nur entfernt mit Nazis zu tun haben könnte, wird in eine Kiste gepackt, mit achtzehn Panzerschlössern versehen und im Meer versenkt, das ist BÖÖÖÖSE, da machen wir einen riesigen Bogen drumrum". Dadurch baut man ja erst recht einen Mythos auf und macht etwas interessant. Man lernt nicht aus der Vergangenheit, indem man sie tabuisiert.
Mein Wort zum Donnerstag.